Das Abschlussprotokoll der COP28-Klimakonferenz in Dubai hätte nicht mehr Ernüchterung liefern können. Es war das fünfte Treffen der Vertragsparteien des Pariser Klimaabkommens sowie das 18. Treffen der Unterzeichner des Kyoto-Protokolls. Langsam sollte in Sachen Energiepolitik und Umweltschutz Einigkeit herrschen – wäre zu vermuten. Weit gefehlt, mit Ausnahme der OPEC-Staaten wurde zwar der sukzessive Ausstieg aus den fossilen Energien vereinbart, viele Länder sehen die Erreichung ihrer Klimaziele aber nur durch den Einsatz der Kernkraft als gesichert an. Während also viele Regierungen nach Fukushima in Sachen Atomenergie die Segel streichen, wollen andere die „Null-Emissions-Energie“ erst so richtig in Schwung bringen. Für die bereits seit Monaten haussierenden Uran-Märkte bringt das einen weiteren Nachfragesog, zumal bestehende Atomenergie-Unternehmen wegen neuer Sanktionen gegen Russland in der Beschaffung weiter eingeschränkt werden. Für Investoren lohnt sich der Blick auf die aktuelle Lage, denn es winken Traumrenditen.
Die weltweite Uran-Produktion liegt heute schon unter dem Bedarf der Energie-Unternehmen und erreicht laut World Nuclear Association bereits im Jahr 2025 eine kritische Phase. Denn es gibt nicht genug neue Schürfstellen, die den wachsenden Bedarf auch nur annähernd decken könnten. Momentan lassen sich die benötigten Mengen für die Stromproduzenten noch wegen der Recycling- und Verkaufsaktivitäten von strategischen Lagerbeständen besorgen, doch die Bevorratungen gehen zurück. Perspektivisch besteht im Jahr 2028 schon eine Unterdeckung von etwa 25 % des Bedarfs, bis 2035 fehlen etwa 50 % der heute kalkulierten Mengen. Hinzu kommt das Interesse der Investmentgemeinde, sie befeuern autorisierte Händler zum Lageraufbau, um den begehrten Rohstoff später zu Knappheitspreisen wieder an den Markt abzugeben. Im Vergleich zu den hohen Baukosten von Atomkraftwerken sowie deren strategischer Bedeutung für die Energieversorgung mancher Länder, sind die Kosten für den Brennstoff Uran praktisch immer noch irrelevant. Die Terminmärkte allerdings, bepreisen die kommende Knappheit in der Zukunft und schicken die Uran-Futurs gen Norden, in der letzten Woche wurde mit 102,75 USD ein neues 16-Jahreshoch erreicht. Wegen langer Genehmigungszeiten haben bestehende Projekte mit gutem Fortschritt jetzt die besten Karten im dringend nötigen Minenaufbau.
Die Marktführer Cameco und NAC Kazatomprom produzieren am Limit
Cameco (TSX: CCJ WKN: 882017 ISIN: CA13321L1085) und NAC Kazatomprom (NYSE: NATKY WKN A2N9D5 ISIN: US63253R2013) sind die klaren Weltmarktführer im Urangeschäft. Seit Langem hat die Branche nicht mehr so viel Beachtung erfahren wie in den letzten Wochen, denn Uran bleibt zum Jahresbeginn das gefragteste Metall. Der unüberhörbare Weckruf der Investmentgemeinde erfolgte durch wiederholte Kommittents einiger Staaten zur Kernenergie. Denn die Regierungen von Frankreich, USA, Polen, Tschechien, Finnland sowie auch Indien und China sehen die Weltklimakrise nur durch die „CO2-neutrale Kernenergie“ zu bewältigen. Auch die EU-Kommission hat die Atomkraft in ihrer Taxonomie-Verordnung mittlerweile als „grüne Energiequelle“ eingestuft, da sie im Betrieb CO₂-neutral ist. Fukushima und Tschernobyl scheinen als historische Unglücke bereits verdrängt und vergessen, seit Ende 2022 befinden sich 57 Kernkraftwerke im Bau, 100 weitere in Planung.
Die Knappheitssituation im Uransektor hat sich durch die Auflage des Sprott Uranium Trust, einem geschlossenen Fonds, der sich auf den Erwerb von Uran fokussiert hat, noch einmal verschärft. Das Uran-Überangebot der letzten Jahre wurde in 2023 schnell abgebaut, nun sind auch alle bestehenden Produktionen bereits am Markt verkauft. Für die nahe Zukunft läuft damit alles auf eine Unterversorgung des Marktes hinaus. Das gilt umso mehr, da Russland als zuverlässiger Lieferant wegen umfangreicher Sanktionen weggefallen wird. Auch der afrikanische Staat Niger, erschüttert durch einen Regierungsumsturz, kann derzeit nicht in vollem Umfang liefern. Drei Länder spielen bei den Förderstätten aktuell die Hauptrollen: Kasachstan, Kanada und Namibia. Die Produktion in diesen Staaten macht laut World Nuclear Association zusammen mehr als zwei Drittel der Weltproduktion aus. Kasachstan hat die meisten und ergiebigsten Minen für das radioaktive Material. Hier wurden zeitweise mehr als 24.000 Tonnen abgebaut, im Jahr 2022 waren es aber nur noch 21.227 Tonnen, was etwas weniger als die Hälfte der weltweiten Uranförderung ausmacht. Aus Namibia kamen 2022 rund 5.613 Tonnen, kanadische Minen trugen 7.351 Tonnen bei und schoben sich so auf den zweiten Platz nach vorne. Auch Australien hat den Markt für sich entdeckt, mit 4.087 Tonnen ist man hier bereits auf den 4.Platz vorgerückt.
Cameco ist einer der weltweit größten Anbieter des Uranbrennstoffs mit einer lizensierten Produktion von mehr als 30 Mio. Pfund. Die Bergbaubetriebe und Projekte sind nach geografischen Gesichtspunkten und Lagerstättentypen diversifiziert und werden durch umfangreiche Mineralreserven und Ressourcen gestützt. Cameco und seine Vorgängerunternehmen betreiben seit mehr als 60 Jahren Uranabbau. Die Hauptmine befindet sich im Athabasca-Becken im Norden von Saskatchewan, wo sich die weltweit größten, hochgradigen Uranlagerstätten befinden. Die Cameco-Aktie hat letzte Woche ihr Hoch aus dem Jahr 2007 bei rund 41 EUR egalisiert und steht jetzt bei knapp 46 EUR. Auf der Plattform Refinitiv Eikon empfehlen 12 von 14 Analysten die Aktie zum Kauf. Mit einer Marktkapitalisierung von 18,5 Mrd. EUR und einem KGV von ca. 37 auf Basis 2024e ist die Aktie im absoluten Höhenflug angekommen. In nur 4 Jahren hat sich der Kurs verachtfacht.
NAC Kazatomprom (WKN: A2N9D5, ISIN: US63253R2013) ist der weltweit größte Uranproduzent. Die dem Unternehmen zurechenbare Produktion im Jahr 2022 erreichte etwa 22 % der weltweiten Primäruranproduktion. Der Konzern profitiert von der größten Reservenbasis der Branche und betreibt seine 26 Lagerstätten ausschließlich in Kasachstan. Das mit Hilfe der ISR-Technologie geförderte Uran konnte zuletzt mit einem nachhaltigen Preis von 22,50 USD produziert werden. Für das Gesamtjahr 2023 werden Umsätze von 1.370 bis 1.410 Mrd. KZT (entspricht 2,97 bis 3,06 Mrd. USD) erwartet. Die Gesellschaft ist über GDR Zertifikate in New York gelistet und wird wegen ihrer Exotik im Vergleich zu Cameco sehr niedrig bewertet. Mit einer Marktkapitalisierung von 11,2 Mrd. USD beträgt das Kurs-Umsatz-Verhältnis für 2023 nur 3,8. Im Vergleich der Uran-Titanen ist somit NAC Kazatomprom erste Wahl.
Ein neuer Lieferant am Horizont: Madison Metals exploriert in Namibia
Wer auf der Suche nach einer sicheren Jurisdiktion für neue Uran-Vorkommen ist, stößt im bergbaufreundlichen Namibia auf den Explorer Madison Metals (CSE: GREN WKN: A3CUJV ISIN: CA55658R2081). Die ehemalige deutsche Kolonie Südwest-Afrika beherbergt große Mengen an Metallen, einen signifikanten Teil davon im wichtigen Kupfer und vor allem Uran. Wer den Blick von Russland und Kasachstan wegbewegt, landet in Sachen Uran neben Kanada im afrikanischen Niger und Namibia. Bereits im Jahr 1920 entdeckt, wird das gelbe Metall bereits seit den 70iger Jahren von Rio Tinto abgebaut. Wegen eines Regierungs-Umsturzes in Niger sind die Zulieferungen an den Weltmarkt aus dieser Region nicht gewährleistet.
Die Gehalte und die Infrastruktur in den namibischen Uran-Liegenschaften sind erstklassig. Rio Tinto kann mit einer Produktion von 2255 Tonnen in 2022 etwa 40 % der namibischen Produktion von 5613 Tonnen abdecken und taucht damit im Welt-Ranking unter den fünf größten Uranminen auf. Zusammen mit den verbleibenden Schürfstellen konnte Namibia in 2022 bereits einen hohen Stellenwert in der Brennstoff-Versorgung der Welt einnehmen, da es politisch stabil und ein äußerst verlässlicher Handelspartner für den Westen ist. Nach Angaben des US-Energiedepartments importierten US-Atomkraftwerke im Jahr 2022 immer noch etwa 12 % ihres Urans aus Russland. Der kanadische Anteil von 27 % lässt sich kaum mehr erweitern, weil es bereits feste Abnahmeverträge mit anderen Industriestaaten gibt. Mit einem Anteil von 25 % spielt auch Kasachstan noch eine sehr wichtige Rolle. Die USA sollte allerdings nicht darauf vertrauen, dass der verlängerte Arm Moskaus demnächst nicht auch in Kasachstan spürbar wird. Der internationale Handel mit Uran gleicht somit einem Verteilungskampf mit staatlicher Kontrolle.
Der kanadische Explorer Madison Metals erwarb einige größere Konzessionen im Jahr 2022 in unmittelbarer Nähe zu bekannten Uranvorkommen in der namibischen Provinz Erongo. In dieser Provinz befinden sich bekannte Uranlagerstätten wie die Rössing-Mine, Husab, Valencia, Etango und die Langer-Heinrich-Mine. Das Management um CEO Duane Parnham und den umtriebigen Chief Strategy Officer Ryan Thompson will die bestehenden Uranressourcen erweitern und die Explorationen auf neue Lagerstätten ausdehnen. Bereits in 2024 ist ein umfangreiches Bohrprogramm geplant. Perspektivisch besitzt Madison auch ein Projekt in Kanada, derzeit steht aber Namibia klar im Fokus. Die Erwartungen an das Projekt sehen perspektivische Reserven von mehr als 200 Mio. Pfund, 9 Mio. Pfund wurden historisch bereits nachgewiesen. Als Vorzeigeprojekt der Region kann die benachbarte Rössing Mine herangezogen werden, eine angrenzende Fortsetzung der Vererzungen ist höchstwahrscheinlich. Rössing ist seit 2019 in chinesischem Mehrheitsbesitz und kann bis zu 4.500 Tonnen pro Jahr produzieren, die Restlaufzeit der Mine ist in 2018 aber auf das Jahr 2025 taxiert worden. Die Region braucht also neue Projekte und Madison Metals steht bereit, die Bohrgeräte mit erzhaltigem Gestein zu füllen.
Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 15 Mio. CAD ist die Gesellschaft noch in den Anfängen. Neben Kapitalerhöhungen nützt das Unternehmen auch digitale Uran-Token für die Finanzierung. Sehr innovativ und zeitgemäß wie wir meinen. Sollte sich der Fokus der Uran-Anleger wegen zunehmender geopolitischer Konflikte noch stärker auf Afrika richten, ist Madison Metals im stabilen Namibia ein Investment mit herausragenden Möglichkeiten.
Uran versus Wasserstoff: Es braucht öffentliche Aufträge
Im Gegensatz zu Uran-Sektor geht es im Anlagesegment Wasserstoff dramatisch weiter nach unten. Die beiden Platzhirsche Nel ASA (OSLO: NLLSF WKN: A0B733 ISIN: NO0010081235) und Plug Power (NASDAQ: PLUG WKN: A1JA81 ISIN: US72919P2020) sind im Jahr 2023 völlig unter die Räder gekommen. Der Abwärtstrend hält im neuen Jahr wohl an, ganze 3 Jahre geht es nun schon volatil nach unten und fast wöchentlich werden neue Tiefststände erreicht.
Ein Spiegelbild für verzögerte, öffentliche Investitionen in die grüne Zukunfts-Technologie ist das norwegische Unternehmen Nel ASA. Viel zu wenig private Initiativen gesellten sich zu den sporadischen öffentlichen Aufträgen, denn leider ist die Wasserstoff-Technologie noch allen anderen Energieformen ökonomisch unterlegen. So spricht die operative Entwicklung der Norweger Bände: Hohe Kosten und keinerlei Aussicht auf Gewinne. Der Elektrolyseur-Pionier musste zuletzt sogar einen Großauftrag stornieren, weil die Finanzierung nicht rechtzeitig erfolgte. Zum Gesamtjahr 2023 wird von Analysten ein Umsatz von 1,6 Mrd. NOK (umgerechnet ca. 140 Mio. EUR) als mögliche Ziellinie genannt, trotzdem bleibt die Bilanz mit einem negativen EBIT von ca. 750 Mio. NOK rot gerändert. Erst im Jahr 2026 ist die Ertragswende zu erwarten, eine perspektivisch lange Wegstrecke. Zum Ende der letzten Woche gab es dann für die Nel-Aktie mit 0,52 EUR auch noch einen neuen 3-Jahres-Tiefststand zu verzeichnen.
Bei den US-Kollegen Plug Power aus dem US-Bundesstaat New York läuft es nicht besser. Das Unternehmen kam zuletzt gewaltig unter die Räder, weil durch den Zinsanstieg der letzten 6 Monate sämtliche Projekte mit niedrigeren Barwerten angesetzt werden mussten. Auch hier stockt die öffentliche Auftragsvergabe stark. Investoren hegen wegen der dauerhaft schlechten Entwicklung und den Ungereimtheiten aufgrund verfehlter Geschäftsplanungen mittlerweile Zweifel über die nahe Zukunft des prominenten Unternehmens, zumal der Kassenbestand von 110 Mio. USD zum 30.09.2023 auf eine dringend notwendige Kapitalerhöhung in Q1-2024 hinweist. Da die Verwässerung bei diesem tiefen Kursniveau sehr stark sein dürfte, verabschieden sich Anleger schon vor der offiziellen Bekanntgabe der Bezugspreise in Scharen und verkaufen ihre Aktien trotz 3-Jahres-Tiefs von unter 3,50 USD. Die Krisenstimmung in der gesamten Branche könnte aktuell kaum größer sein. Unser Tip: Sektorengewichtung Wasserstoff überdenken, Energiemetalle insbesondere Uran erhöhen.
FAZIT
Während der Uran-Sektor boomt, kommt Wasserstoff gewaltig unter die Räder. An den Börsen wird derzeit wohl ein anderes Szenario gehandelt, als es sich die Klima-Konferenz-Teilnehmer in Dubai wünschen konnten. Die E-Mobilität stockt wegen erneuter Lieferkettenprobleme und alternative Energien werden derzeit von Investoren bei Seite gelegt, das war nicht im Sinne der Erfinder. Wer in diesem Markt ordentlich Rendite machen will, springt in noch vernachlässigte oder unbekannte Rohstofftitel mit Schwerpunkten in den wichtigsten Energie-Metallen wie Uran, Kupfer oder Nickel sowie Seltene Erden. Stärkere Schwankungen wegen geopolitischer Unwägbarkeiten sollten in den nächsten Monaten aber eingeplant werden.
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